Reisen

Eine Studienreise in die Marken

Morgens um 2:30 Uhr aufstehen, um 4 Uhr am Bahnhof in einen Bus steigen, mit dem Flieger von Düsseldorf nach München und weiter nach Ancona. Dann noch eine Kurzbesichtigung der Stadt und zum Schluss mit dem Bus zum Hotel in die Nähe von Ascoli Piceno!

Vom 14. bis zum 23. Mai konnten 30 Personen an einer von der DIG Bielefeld organisierten Studienreise in die Marken teilnehmen, eine Region Italiens, noch nicht so bekannt wie andere, die es also zu entdecken galt und auf die wir sehr gespannt waren.

Gleich zwei Highlights gab es schon am folgenden Tag: Wir fuhren zuerst nach Loreto, wohin der Sage nach mehrere Engel nach einem längeren Irrflug und mehreren Zwischenlandungen in nicht so einladenden Stätten das Geburtshaus Marias gebracht haben sollen. Über diesem Heiligtum wurde später eine Basilika gebaut, die heute zu den wichtigsten Pilgerstätten Italiens zählt. Am Nachmittag ging zu einem Akkordeonmuseum in Castelfidardo und dann zu einer Firma, die Akkordeons herstellt. Die Besitzerin, eine Hannoveranerin, erzählte uns leidenschaftlich von ihrer Arbeit und den bis zu 8.300 Teilen, aus denen ein Akkordeon bestehen kann. Zum Abschluss gab einer der Reiseteilnehmer zwei Stücke zum Besten. Der Tag wurde mit einem leckeren Essen in einem lokalen Restaurant abgeschlossen.

Am nächsten Tag besichtigten wir Ascoli Piceno mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten, darunter einem der schönsten Plätze Italiens, und probierten die berühmten Ulive Ascolane. Später fuhren wir weiter, hoch in die Hügel nach Ripatransone, mit spektakulären Blicken und der schmalsten Gasse Italiens. Den Abschluss bildete eine Weinprobe ganz in der Nähe.

Der 3. Tag führte uns nach Urbisaglia und damit in die römische Antike. Zisternen, ein römisches Theater, ein Tempel mit noch gut erhaltenen Fresken und ein Amphitheater wurden uns gezeigt und von einem engagierten Team erläutert. Wie auch in der Nähe von Loreto (S. Maria a Piè di Chieti) bewunderten wir eine der vielen romanischen Kirchen bzw. Abteien, die in den Marken zu finden sind (z. B. Abbazia di Fiastra). Am Nachmittag brachte uns der Bus nach Fermo mit seiner Piazza del Popolo, dem Palazzo dei Priori und dem Dom und auch hier: riesige römische Zisternen in der „Unterwelt“ der Stadt!

Der folgende Tag zeigte uns ein Naturschauspiel besonderer Art: Die Grotten von Frasassi, in deren größte Höhle der Mailänder Dom passen würde. Vorbei an zahlreichen Stalaktiten und Stalagmiten, die wie Tiere, Menschen oder Gebäude aussahen, machten wir bei kühlen 14 Grad einen Rundgang durch diese erst in den 70er Jahren entdeckten Grotten. Anschließend ging die Fahrt nach Sassoferrato, das antike Sentinum. Doch von der Stadt sahen wir nichts, denn ein kundiger Einwohner fesselte uns so lange mit seinem Vortrag in der Abbazia di Santa Croce, dass dafür keine Zeit mehr blieb.

Schon war das Bergfest gekommen. Auf dem Weg zu unserem zweiten Hotel in Pesaro machen wir Halt im kleinen Örtchen Morro d’Alba, in dem an drei Tagen ein sog. Cantamaggio stattfand, ein allgemeines Musizieren und Singen auf den Straßen und dem kleinen Platz der Stadt, um den Mai zu feiern. Bei einem sehr guten Mittagessen, das sich locker über drei Stunden hinzog, wurde weiter Musik gemacht, meist auf dem Akkordeon, gesungen und getanzt: jung und alt, Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten gemeinsam und voller Leidenschaft.

Der Montag brachte uns nach Ravenna, in die benachbarte Emilia Romagna. Der Besuch der Basilica San Vitale, der Basilica Sant’Apollinare und des Mausoleums der Galla Placida mit ihren Mosaiken beeindruckten uns ebenso sehr wie die kundigen Erklärungen unserer Stadtführerin darüber, wie die kunstvollen Mosaiken praktisch hergestellt wurden. Am freien Nachmittag konnte jeder nach Herzenslust die Stadt ansehen, einkaufen oder ein Museum besichtigen.

Fano und Pesaro lockten uns zu Stadtrundgängen und zu einer Moretta, einem mit Weinbrand, Anisschnaps, Rum und Rohrzucker „korrigiertem“ Espresso, am Mittag und einem leckeren Eis auf der Piazza del Popolo in Pesaro am Nachmittag. Wie an jedem Tag wurden wir von einer kundigen Stadtführerin begleitet, die uns u. a. das Rossini-Theater und sein Wohnhaus zeigte.

Der vorletzte Tag unserer Reise war dem wunderschönen Urbino gewidmet. Wir besichtigten ausgiebig den Palazzo Ducale des Herrn von Montefeltro. Im hier angesiedelten Nationalmuseum der Marken, wie auch schon vorher in Kirchen, Abteien und Museen, begegneten uns die Werke berühmter Künstler, die in den Marken gelebt und gearbeitet haben: unter ihnen Rafael und sein Lehrer Perugino, Lorenzo Lotto, Carlo Lucarelli und Piero della Francesca. Danach genossen wir die Freizeit und schlenderten durch die kleinen aber steilen Gassen der Stadt. Der Ausblick auf die sanften Hügel der Marken ist atemberaubend. Den Abschluss bildet ein mehrgängiges Essen in einem Restaurant in Pesaro, während draußen die Stadt im Regen versank.

Ja, die Zeit in den Marken ist um. Wir verließen diese Region Italiens sehr beeindruckt: Auf jeden Fall ist sie die Reise wert gewesen! Der Bus brachte uns zum Flughafen Ancona, und von dort ging es den umgekehrten Weg über München und Düsseldorf wieder zurück nach Bielefeld, wo wir alle wohlbehalten ankamen.

(c) aller Fotos: J. Adam