»Heller als tausend Sonnen« —
Fermi, Heisenberg und wie man lernte, die Bombe zu lieben
Vortrag von Dr. Pietro Scanzano
Mittwoch, 6. November 2024, 19 Uhr, Murnausaal der VHS Bielefeld
Enrico Fermi und Werner Heisenberg sind zwei Hauptakteure der Wissenschaftsgeschichte im letzten Jahrhundert. Sie prägten die Physik in den stürmischen Jahren zwischen beiden Weltkriegen, in denen die revolutionierende Quantenmechanik entwickelt wurde. Die neue Physik lieferte das Instrumentarium, atomare Prozesse zu verstehen; nach Ausbruch des Krieges wurden Fermi und Heisenberg, auf sich feindlich gegenüberstehenden Seiten, zu Hauptakteuren im Wettlauf für den Bau der ersten Atombombe.
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Im Land der Meisterregisseure.
Italienische Regiestars und ihre Liebe zur Oper
Vortrag von Dr. Sabine Sonntag
Mittwoch, 4. Dezember 2024, 19 Uhr, Murnausaal der VHS Bielefeld
Drei der weltweit gefragtesten Regisseure im Musiktheater sind Italiener: Damiano Michieletto, Romeo Castellucci und Stefano Poda. Sabine Sonntag, selbst Regisseurin, Schülerin des berühmten Regisseurs Götz Friedrich und regelmäßig zu Gast mit Vorträgen in Bielefeld, wird einen Blick auf die italienische Regie-Szene einst und jetzt werfen. Sabine Sonntag stellt den drei Großen der Vergangenheit Luchino Visconti, Giorgio Strehler und Franco Zeffirelli drei Persönlichkeiten des heutigen Musiktheaters gegenüber: Castellucci, Poda und Michieletto. Wie gehen diese Regisseure mit Musik um, welche Bildideen gewinnen sie ihr ab und wie positionieren sich diese Künstler in der internationalen Theaterwelt? Unterstützt durch viele Videobeispiele wird untersucht, was die drei italienischen Star-Regisseure „anders“ machen, welchen „Stil“ sie verfolgen und wie Publikum und Presse auf die Inszenierungen reagieren. In diesem Zusammenhang unternimmt Sabine Sonntag auch einen Blick zurück zu den Anfängen der italienischen Opernregie. Auch wenn Zeffirelli, Visconti und Strehler alle drei Verdis „La Traviata“ inszeniert haben, so unterscheiden sich diese Regisseure doch fundamental in ihrer sonstigen Arbeit. Die große üppige Ausstattungsoper Zeffirellis steht neben der eher sparsamen Regieführung des Schauspielmannes Strehler und bei Visconti erhält Musik in ihrer metaphorischen Funktion im Ludwig- oder Tod-in-Venedig-Film wiederum eine ganz andere Bedeutung.
Giorgio Morandi –
Bilder vom Geheimnis der Dinge im Raum
Vortrag von Dr. Frank Duwe
Mittwoch, 15. Januar 2025, 19 Uhr, Murnausaal der VHS Bielefeld
Stets im Schatten der Großen und vielen – gerade außerhalb Italiens – kaum bekannt: Der Bologneser Giorgio Morandi (1890–1964) galt in der internationalen Kunstszene immer als eine Randerscheinung. Erst in den letzten 30 Jahren begann man, sein Werk aufzuarbeiten und kunsthistorisch neu zu würdigen. Heute weiß man, dass Morandi zu den bedeutenden Künstlern der klassischen Moderne zu zählen ist. Sein Frühwerk steht unter dem Einfluss Paul Cézannes, der Fläche und Farbe zu eigenständigen kompositorischen Elementen machte. Landschaften und (bereits) Stillleben sind die bevorzugten Sujets dieser Jahre. In einer nachfolgenden Phase wendet sich Morandi dem Kubismus und Futurismus zu. 1914 lernt er Carrà und Boccioni kennen. Schließlich und endlich jedoch bekommt sein Werk eine neue inhaltliche Akzentuierung durch die Pittura Metafisica, die den unergründlichen Geheimnissen hinter der realen Dingwelt nachforscht. Ab etwa 1920 malt Morandi fast ausschließlich Stillleben. Die Stille, ja Monotonie einer immer wieder-kehrenden Motivik von Flaschen, Vasen, Schüsseln, Töpfen und Kannen werden zum gestischen Kanon seines Werkes. Der Grenzbereich zwischen Realem und Abstraktion wird von Morandi unermüdlich auf seine gestalterische Tragfähigkeit befragt, wobei hinter der formalen Ebene die Betrachtenden immer das „metaphysische“ Geheimnis der Dinge im Raum spüren.
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Costiera Amalfitana
Geschichte einer Landschaft
Vortrag und Buchvorstellung von Prof. Dr. Dieter Richter
Mittwoch, 5. Februar 2025, 19 Uhr, Murnausaal der VHS Bielefeld
Die Amalfiküste ist heute eines der großen Reiseziele in Italien, Orte wie Amalfi oder Positano ächzen unter dem Massentourismus. Aber wer kennt etwa Scala, Pestrofa oder Sant´Elia? Dieter Richter, emeritierter Literaturprofessor und Ehrenbürger der Stadt Amalfi, hat die Gegend wie kaum ein anderer erforscht und widmet sein neues Buch dem Schauplatz einer großen Geschichte.
Im Mittelalter war die Seerepublik Amalfi ein autonomer Städtestaat, dessen Kaufleute den Handel mit dem Orient vermittelten und den Zucker, das Papier oder den Kompass nach Europa brachten. Um 1800 wird die Gegend von Malern und Schriftstellern als Inbegriff der romantischen Landschaft entdeckt und gefeiert. Und im 20.Jahrhundert ist sie Versteck für zahlreiche Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland und den Ländern der Sowjetunion.
Eine Liebeserklärung des Autors gilt dem sfusato amalfitano, der runzligen Amalfi-Zitrone, die nur auf den schmalen Terrassen über dem Meer wächst und die man hier wie einen Apfel isst. Und den Köstlichkeiten der heimischen Küche wie delizia al limone oder pasticciotto. Auch von Sant´Andrea, San Pantaleone und anderen Heiligen ist die Rede. Und nicht zuletzt von den Menschen an der Küste und auf den Bergen und von ihrem Leben im Jahreslauf, untereinander und mit den Fremden.
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„Der Mann, der Bäume pflanzte“
Ein Erzähltheater-Programm frei nach Jean Giono
Dargestellt von Antonella Simonetti
Mittwoch, 9. April 2025, 19 Uhr, Historischer Saal der VHS Bielefeld
In ihrem neuen Programm „Der Mann, der Bäume pflanzte“ entführt Antonella Simonetti die Zuschauer in eine zauberhafte Welt des Erzähltheaters.
Basierend auf der literarischen Vorlage von Jean Giono erzählt sie die faszinierende Geschichte eines Mannes, der aus einer kargen Wüstenlandschaft ein blühendes Paradies erschafft. Mit unermüdlicher Hingabe und einem tiefen Wunsch, Gutes zu tun, verwandelt er eine öde Gegend in einen lebendigen Lebensraum und schenkt den Menschen dort Freude und Zufriedenheit.
Dieser Mann, dessen Taten von einem geheimen Plan geleitet werden, spricht nicht viel – seine Handlungen sprechen für sich. Ohne nach Anerkennung oder Gewinn zu streben, pflanzt er Bäume und schafft damit ein Symbol für Hoffnung und Erneuerung. In einer Welt, in der Likes und Urteile unser Handeln bestimmen, zeigt diese Geschichte, dass wahre Größe in stillen und selbstlosen Taten liegt.
„Heutzutage scheint es fast unmöglich, sich eine Handlung ohne die ständige Bewertung durch andere vorzustellen. Doch diese Geschichte hat mich vom ersten Moment an gefesselt, als ich sie las. Sie ist heute relevanter und notwendiger denn je. Resilienz, Großzügigkeit, Seelengröße, Ausdauer und Konzentration – all diese Eigenschaften mögen altmodisch erscheinen, sind aber essenziell, um aus jeder Wüste ein Paradies zu machen“, beschreibt Antonella Simonetti ihre Inspiration für das Stück.
„Der Mann, der Bäume pflanzte“ ist mehr als nur ein Theaterstück. Es ist eine fesselnde Erzählung, die in einer etwa 60-minütigen Aufführung mit musikalischen Einlagen verwoben wird.
„In der heutigen Zeit ist es fast unmöglich, sich irgendeinem Phänomen oder einer Handlung ohne das Urteil oder die Meinung anderer, ohne Likes, oder Reaktionen, die es hervorruft, vorzustellen. Ebenso scheint es absurd, sich ein Leben vorzustellen, das nicht mit den Kategorien von richtig oder falsch, mit Strafe oder Belohnung verbunden ist. „Der Mann, der Bäume pflanzte“ kannte diese Kategorien nicht. Die Geschichte dieses Mannes hat mich vom ersten Moment an fasziniert, als ich sie las. Es gibt keine Geschichte, die relevanter und notwendiger ist als diese. Resilienz, Großzügigkeit, Seelengröße, Ausdauer und Konzentration. Alle Eigenschaften, die überholt scheinen und aber notwendig sind, um jede Wüste in ein Paradies zu verwandeln“, beschreibt Antonella Simonetti ihr Programm.
„Der Mann, der Bäume pflanzte“ ist ein Erzähltheater-Bühnenstück. Eine einzigartige Geschichte mit einer Dauer von ca. 60 Minuten, in der die Handlung mit musikalischen Einlagen verwoben ist.
(c) Antonella Simonetti
„Organo della pace di Sant’Anna di Stazzema, Friedensorgel für Sankt Anna“
Vortrag von Maren und Horst Westermann
Mittwoch, 7. Mai 2025, 19 Uhr, Murnausaal der VHS Bielefeld
Am 12. August 2024 jährte sich zum 80. Mal der Tag des Massakers im toskanischen Sant’Anna di Stazema, bei dem Soldaten der SS mindestens 560 Menschen, größtenteils Frauen, Kinder und Alte, ermordeten.
Die Musiker Maren und Horst Westermann aus Essen berichten über ihre segensreiche Friedensarbeit in dem kleinen Bergdorf Sant’Anna di Stazzema und wie sie eine Orgel in die kleine Kapelle brachten, die von dem Dorf übrig geblieben ist.
(c) J. Adam
Facciamo due chiacchiere
Immer am letzten Mittwoch im Monat wollen wir uns unter der Leitung von Dott.ssa Gabriella Di Guardo zu einem lockeren Gespräch in italienischer Sprache in der VHS treffen.
Nächster Termin: 27. November, 19 Uhr, VHS Bielefeld, Ravensberger Park, Raum 240
Literaturkreis
Am 4. Oktober tagt wieder der Literaturkreis. Wir sprechen über Maddalena Vaglio Tanets Roman In den Wald, a. d. Ital. v. A. Kopetzki, Frankfurt a.M. 2024; Titel der Originalausgabe: Tornare dal bosco, Mailand 2024.
Bisherige Vorträge und Veranstaltungen 2024/25
Die Entstehung der Individualität im Spiegel der italienischen Kunst
Vortrag von Rainer Grimm, Hannover
Mittwoch, 9. Oktober 2024, 19 Uhr, Murnausaal der VHS Bielefeld
Im Laufe des 14. Jahrhunderts entstand vor allem in Italien das, was man als den ‚modernen Menschen‘ bezeichnen kann. Diese Neuorientierung lässt sich gut an Beispielen aus der Kunstgeschichte aufzeigen. Dabei geht es in dem Vortrag vor allem um die Veränderungen in der Darstellung von ‚Raum‘ auf ebenen Flächen.
Tizian, Verkündigung (c) Wikipedia.org